"Wir sind gemeinsam die Schweiz"

Karin Keller-Sutters Rede nach der Wahl zur Bundesrätin

Bereits im ersten Wahlgang wählte die Vereinigte Bundesversammlung die Ständerätin Karin Keller-Sutter mit 154 Stimmen in den Bundesrat. Wenige Augenblicke später trat sie ans Rednerpult, um die Annahme ihrer Wahl zu erklären. Hier finden Sie die Rede von Bundesrätin Karin Keller-Sutter zum Nachlesen.

 

Sie haben mich soeben in den Bundesrat gewählt und haben mir damit Ihr Vertrauen ausgesprochen. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen dafür.

Je vous remercie du fond de mon coeur de la confiance que vous m'avez témoignée avec cette élection.

Caras commembras e cars commembers da l'Assamblea federala, cordial engraziament per l'elecziun e per la confidonza. 

Sie haben mir mit dieser Wahl jedoch nicht nur das Vertrauen ausgesprochen, sondern auch eine grosse Verantwortung übertragen, eine Verantwortung, die ich mit grossem Respekt und auch grosser Freude für unser Land und unsere Bevölkerung zu übernehmen bereit bin. In unserem Land mit seinen politischen Institutionen hat ein Mensch nur einen beschränkten Einfluss. Und unser Wirken ist auch zeitlich beschränkt. Wenn wir etwas erreichen wollen, wenn wir Lösungen für die Menschen erarbeiten wollen, können wir das nur gemeinsam.

D'une part, il faut une volonté de coopération au sein du Conseil fédéral pour préparer les projets qui trouvent une majorité au Parlement et devant le peuple suisse; d'autre part, il faut la même volonté au niveau du Parlement pour trouver des solutions au-delà des frontières partisanes. "Ibi semper est victoria, ubi concordia est", heisst es. Anders oder einfacher gesagt: Gewinnen können wir also nur gemeinsam.
Solo così saremo credibili e affidabili dinanzi ai nostri cittadini e cittadine che devono sempre mantenere un solido rapporto di fiducia con le istituzioni.

Wenn wir etwas erreichen wollen, wenn wir Lösungen für die Menschen erarbeiten wollen, können wir das nur gemeinsam.

Die Bürgerinnen und Bürger erwarten von uns, dass wir uns zusammenraufen, dass wir uns nicht auf Maximalforderungen beschränken und darauf bestehen, dass wir aufeinander zugehen. Die Europapolitik, die Sozialversicherungen, die Steuerpolitik, Energie und Klima beschäftigen die Menschen in der Schweiz, und sie erwarten zu Recht von uns, dass wir uns nicht gegenseitig blockieren, sondern miteinander reden. Wir dürfen, ja wir sollen sogar dabei streiten und uns hart auseinandersetzen. Das gehört dazu, und erfahrungsgemäss entstehen die besten Lösungen nicht aus absoluter Harmonie, sondern aus der Auseinandersetzung mit anderen Standpunkten und Meinungen. Dieser konstruktiv kritische Dialog muss Leitschnur im Bundesrat wie auch zwischen Bundesrat und Parlament sein. Sie dürfen diese Aussage gerne als Versprechen meinerseits zum Dialog auf allen Ebenen entgegennehmen.

Die Kleinräumigkeit der Schweiz bietet hier einmalige Möglichkeiten. Wir kennen uns, die Akteurinnen und Akteure aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sport, Kultur und Kirchen. Wir tauschen uns regelmässig aus, und diese Nähe, das Gespräch und der Dialog auf Augenhöhe gilt es eben zu pflegen und zu bewahren. Wir sind gemeinsam die Schweiz. Gerne leiste ich meinen Beitrag dazu.
Mit meiner Wahl in den Bundesrat beenden Sie zudem ein dornenvolles Kapitel in der Geschichte der freisinnigen Frauen. Nach fast dreissig Jahren Absenz in der Landesregierung darf ich die Aufgabe als Bundesrätin übernehmen. Ich glaube, dass wir damit zur Normalität übergehen können.

Erfahrungsgemäss entstehen die besten Lösungen nicht aus absoluter Harmonie, sondern aus der Auseinandersetzung mit anderen Standpunkten und Meinungen.

Je tiens aussi à remercier Hans Wicki ainsi que Christian Amsler, avec qui j'ai eu le privilège et le plaisir de faire le parcours de ces dernières semaines. Je les remercie de leur collégialité.
Ich habe grossen Respekt vor der Aufgabe, die Sie mir heute mit dieser Wahl übertragen haben. Ich bitte Sie, mich konstruktiv-kritisch zu begleiten und mich bei der Erfüllung meiner Pflicht zugunsten unseres Landes zu unterstützen. 

Ich erkläre Annahme der Wahl.


Die Antrittsrede von Karin Keller-Sutter zum Nachschauen auf Video.