Dem Wirtschaftsstandort Schweiz keine Steine in den Weg legen

Bundesrat Schneider-Ammann als Ehrengast am Parteitag 2015

Kein Unternehmer fordere angesichts der Frankenstärke vom Staat, dass dieser für ihn die Probleme löse, sagte Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann, Vorsteher des Eidg. Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung anlässlich des Parteitags der St.Galler Freisinnigen in Rapperswil-Jona. Es werde aber erwartet, dass die Politik aufhöre, den Unternehmen Steine in den Weg zu legen. Die ur-liberalen Werte Freiheit, Gemeinsinn und Fortschritt bildeten eine Grundlage, um die grossen Herausforderungen zu bewältigen.

Rapperswil-Jona, 12. Juni 2015 | Für ihren diesjährigen Parteitag durfte die FDP des Kantons St.Gallen auf die Gastfreundschaft der WICOR Weidmann AG zählen. Der Ort der Versammlung war mit Bedacht gewählt worden, steht das Rapperswiler Traditionsunternehmen unter der Führung von CEO Franziska Tschudi Sauber mit seinem bedeutenden Exportanteil doch stellvertretend für die veränderte Ausgangslage nach der Aufhebung des Franken-Mindestkurses zum Euro durch die Schweizerische Nationalbank SNB. Auf dem politischen Parkett ist Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann vor dem Hintergrund der Frankenstärke und der daraus resultierenden Massnahmen der Politik besonders gefordert. Entsprechend gespannt waren die Teilnehmer des Parteitags auf die Ausführungen des diesjährigen Ehrengasts.

Keine zusätzlichen Hürden

„Kein Unternehmer fordert vom Staat, dass dieser für ihn die Probleme löst“, stellte Schneider-Ammann gleich zu Beginn seiner Ausführungen klar. Die Erwartungen an die Politik seien gleichwohl unmissverständlich. „Es ist wichtig, dass der Staat aufhört, den Firmen weitere Steine in Form von Bürokratie, zusätzlichen Kosten oder von Rechtsunsicherheit in den Weg zu legen.“ Der Erhalt der Bilateralen, die Unternehmenssteuerreform III, ein möglichst ungehinderter Marktzugang in der ganzen Welt, Bürokratieabbau sowie der Erhalt des liberalen Arbeitsmarkts seien Stichworte, die der Wirtschaft aktuell besonders stark unter den Nägeln brennen, so der Wirtschaftsminister. „Themen, an denen wir mit Hochdruck arbeiten und laufend Fortschritte erzielen.“

FDP-Werte als solide Grundlage

Die urliberalen Werte der FDP – Freiheit, Gemeinsinn und Fortschritt – bildeten eine solide Grundlage, um die Herausforderungen im Zuge der Frankenstärke anzugehen bzw. zu lösen, sagte Schneider-Ammann. „Im wirtschaftspolitischen Zusammenhang bedeutet Freiheit den Erhalt unseres liberalen Arbeitsmarkts, der für die tiefe Arbeitslosigkeit steht.“ Die Wirtschaft erhalte so in Theorie und Praxis top-ausgebildete Jugendliche, die auch eingesetzt werden. Die gelebte Sozialpartnerschaft sei ein weiterer Trumpf der Schweiz, dem es unter allen Umständen Sorge zu tragen gelte. „Arbeitgeber und Arbeitnehmer finden Lösungen, die unseren Standort stärken, ganz ohne zusätzliche Gesetze. Es gibt für mich kein besseres Beispiel, was gelebter Gemeinsinn in der Praxis bedeutet“, sagte Schneider-Ammann. Schliesslich kam der Magistrat auf das Thema Fortschritt zu sprechen. „Innovation ist unser Ersatz für Rohstoffe. Unser System, bei dem akademische und berufliche Bildung Hand in Hand gehen, theoretische und praktische Bildung sich ergänzen und somit einen optimalen Mix schaffen, ist beispielhaft. Es spornt unsere Jugendlichen an und befähigt sie, ihr Wissen für innovative Lösungen einzusetzen.“

Weidmann gibt Gegensteuer

Im anschliessenden Podiumsgespräch mit dem Johann N. Schneider-Ammann und Franziska Tschudi Sauber schilderte die CEO von WICOR Weidmann eindrücklich, was die Aufhebung der Euro-Untergrenze für ihr Unternehmen im Alltag bedeutet und wie die Firmenleitung auf die neue Ausgangslage reagiert. Als „konstante Boxhiebe in den Bauch“ taxierte Tschudi Sauber die neue Währungssituation, wobei die Aufträge zwar noch da seien, die Marge aber wegbreche. Im Gespräch wurde rasch klar, dass seitens der WICOR Weidmann AG die in der Ansprache des Bundesrats geschilderten Trümpfe in der Praxis ausgespielt werden: Der gesamten Konzernleitung wurden in einer ersten Reaktion die Boni gestrichen, die Gehälter des Managements um fünf Prozent gesenkt. Des Weiteren wurde die Wochenarbeitszeit der Mitarbeitenden um drei Stunden erhöht. Damit könne die Firma rund einen Drittel der währungsbedingten Effekte korrigieren, so Tschudi Sauber. Erfreulich und ermutigend sei, dass die getroffenen Massnahmen von der Belegschaft gut aufgenommen werden.

Bereits im Herbst 2014 hatte das Unternehmen den strategischen Entscheid gefasst, 150 Arbeitsplätze der Sparte Electrical Technology ins Ausland zu verlegen. „Ohne diesen Entscheid hätte uns der Währungsschock noch härter getroffen“, so die Firmenchefin.