Wird die PHSG den aktuellen Anforderungen gerecht?

Vorstoss aus der Kantonsratsfraktion

Der Lehrpersonenmangel ist akut. Dies ist einerseits bedauerlich, da es sich bei der Bildung um die wichtigste Zukunftsressource unseres Kantons handelt. Andererseits ist dies besonderes schwerwiegend, denn Schule hat stattzufinden. Es wurde eine kantonale Arbeitsgruppe eingesetzt, welche noch keine wirklichen Lösungen hervorgebracht hat. Und auch ein Blick auf die aktuellen Studierendenzahlen gibt keine Aussicht auf Besserung – im Gegenteil. Vor diesem Hintergrund darf zurecht die Frage gestellt werden: Wird die PHSG den aktuellen Anforderungen gerecht? Die FDP-Kantonsräte Raphael Frei, Ruth Keller-Gätzi und Jens Jäger werden hierzu im Rahmen der Frühjahrssession eine Interpellation einreichen:

Der Lehrpersonenmangel ist im Zuge des Fachkräftemangels akut. Dies ist einerseits bedauerlich, da es sich bei der Bildung um die wichtigste Zukunftsressource unseres Kantons handelt. Andrerseits ist dies besonders schwerwiegend, denn Schule hat stattzufinden. Es wurde eine kantonale Arbeitsgruppe eingesetzt, welche noch keine wirklichen Lösungen hervorgebracht hat. In diesem Zusammenhang bereitet ein Blick auf die aktuellen Studierendenzahlen an der PHSG Sorge. Im Jahr 2023 haben sich 248 Studierende für den Studiengang Kiga/Primar angemeldet. Das sind 30% weniger als vor drei Jahren. Es wäre durchaus möglich, dass an der PHSG neue Ausbildungsgänge (Tandemmodell, Sabaticaljahrmodell, Fernstudium, etc.) geschaffen werden können, die von der EDK anerkannt würden. Zusätzlich wären auch Studienformate (z.B. kantonaler Einzelfachabschluss) umsetzbar, die kantonal anerkannt wären und bei entsprechendem Regierungsbeschluss keiner EDK-Anerkennung bedürften.

Im Geschäft 40.22.01 «Perspektiven der Volksschule 2023» hat der Kantonsrat mit 115 Ja Stimmen auch folgenden Auftrag angenommen: «Die Regierung wird eingeladen mit Blick auf den Leistungsauftrag der Pädagogischen Hochschule St.Gallen die Lehrpersonenbildung statt in Richtung Forschung zu einer verstärkten Praxisorientierung hin zu entwickeln und dem Kantonsrat darüber Bericht zu erstatten. Dabei ist u.a. die Resilienz der Lehrpersonen sowie eine starke Beziehung zwischen der Lehrperson und den Schülerinnen und Schülern zu fördern». In diesem Zusammenhang darf mit Sorge festgestellt werden, dass die Einführung des neuen Laufbahnmodells dazu geführt hat, dass einem beträchtlichen Anteil an Dozierenden lohnmässige Rückstufungen drohen und namhafte Mitarbeitende mit Praxisbezug in den letzten Jahren die PHSG verlassen haben. Das eingeführt Laufbahnmodell favorisiert einseitig den klassischen akademischen Werdegang und benachteiligt Dozierende mit starkem Praxisbezug und Dozierende in gleichberechtigten Familienstrukturen, die in einem Teilpensum angestellt sind. Dabei wurde der PHSG im Jahr 2019, vor der Umstrukturierung, durch die schweizerische Agentur für Akkreditierung und Qualitätssicherung ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt.

Akademisch, unter Benachteiligung der Praxisnähe, forciert die PHSG als Institution ihre Bemühungen und wird durch einen hochkarätigen wissenschaftlichen Beirat bestehend aus vier deutschen Professorinnen und Professoren und einem norwegischen Professor unterstützt. Keines der fünf Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats hat die Schweizer Volksschule durchlaufen oder hat jemals als Lehrperson im Schweizer Volksschulsystem gearbeitet. Einige Institutsleitungen haben keine oder nur sehr geringe Zielstufenerfahrung. Die Verantwortung für die Studiengänge Kiga/Primar und Sek I liegt bei Personen ohne jegliche Zielstufenerfahrung in der Schweizer Volksschule. Es stellt sich die Frage, wie ohne fundierte Kenntnisse des Schweizer Bildungssystems, welche u.a. auf eigener, einschlägiger Erfahrung beruht, die Studiengänge adäquat und praxisnah weiterentwickelt werden können.

Wir bitten die Regierung vor diesem Hintergrund um die Beantwortung folgender Fragen:

  1. Wie wird dem sehr starken Einbruch der Studienzahlen an der PHSG begegnet? Was unternimmt die PHSG, dass die Anmeldezahlen wieder steigen?
  2. Ist die Regierung bereit, andere Ausbildungsvarianten, z.B. Sabaticaljahr, Tandemmodelle, Fernstudium, etc. anzugehen?
  3. Ist die Regierung bereit, allfällige angepasste kantonale Abschlüsse ohne EDK-Anerkennung anzuerkennen?
  4. Welche Aufgaben, Vorgaben und Ziele hat der Hochschulrat dem Rektorat für die Umstrukturierung damals mitgegeben?
  5. Was trägt die Umstrukturierung zur Entwicklung der Studierendenzahlen bei?
  6. Wie ist das Verhältnis des Overheads zum Lehrkörper und den Studierendenzahlen? Wie hat sich dieses Verhältnis in den letzten 10 Jahren verändert?
  7. Sind der wissenschaftliche Beirat, das Rektorat, die Institutsleitungen und die Studiengangsleitungen für das schweizerische Bildungssystem passend aufgestellt?
  8. Wie beurteilen Dozierende in gleichberechtigten Familienstrukturen, die in einem Teilpensum angestellt sind, und Dozierende mit starkem Praxisbezug das neue Laufbahnmodell?
  9. Wie kann konkret mehr Praxisbezug in den Studiengängen und als Gesamtinstitution, als mit den aktuellen Planungen vorgesehen, erreicht werden?»

19.02.2024, Frei-Rorschacherberg / Keller-Gätzi-Wittenbach / Jäger-Vilters-Wangs